Vom rechten Platz – von der vorgegebenen Ausstattung
Jede Zelle übt ihren speziellen Zweck aus – an einer bestimmten Stelle, mit einer speziellen Ausstattung.
Diese Ausstattung ist vielleicht schon vorgegeben – so dass die Zelle, wenn sie an einem bestimmten Platz sich entwickelt, wie von selbst eben diesen Zweck erfüllen kann.
So hat jede Pflanze ihren Standort – es ist der Pflanze vorgegeben, wo sie am besten leben kann – siehe die Bestimmungsbücher der Pflanzen: Am Wegesrand, sonnig, sandiger Boden usw. passt für die eine Pflanze, gerade das Gegenteil für eine andere.
So vielleicht auch der Mensch: Der Mensch an einer bestimmten Stelle hat seine besondere Ausstattung; dadurch kann er seinen besonderen Zweck an dieser Stelle erfüllen.
Das Vorgegebene führt zur Auswirkung.
Das Vorgegebene hat auch nur Sinn in dem größeren Zusammenhang: Der Organismus des Menschen; der Organismus der Erdoberfläche, der Organismus des Weltalls ist dieser Zusammenhang, jeweils auf einer anderen Ebene.
Die Erde kann man also betrachten als ein Teil des Gesamten:
Es gibt unzählige Sonnen; es mag noch mehr Planeten geben, die man ja nicht sehen kann, die nur höchstens reflektieren.
Das Weltall kann also auch eine Einheit sein, in der jeder Himmelskörper an dem jeweiligen Platz anderes ausgestattet ist (so wie jede Zelle anderes ausgestattet ist) und je eine andere Aufgabe erfüllt.
In jedem Organismus hat unbedingt jeder und jedes seinen angestammten Platz:
Das rote Blutkörperchen entspricht vielleicht dem Mann, das weiße Blutkörperchen
der Frau.
Der andere Aufbau des Organismus ist die Erde.
Mann und Frau bearbeiten die Erde. Jeder an seinem Platz, mit seinem Zweck.
Die Krankheiten lassen sich da auch hinein ordnen:
Parkinson als lähmendes, versteifendes, erstarrendes Moment:
Das ist der Verwaltungsbeamte, der nur seine Vorschriften kennt, in Angst lebt, diese falsch auszulegen oder anzuwenden, der noch mehr Angst davor hat, die Vorschriften als Bauplan zu sehen, die dem Bedarf angepaßt werden müssen.
Die Parkinson-Krankheit ist am Fortschreiten: Der lähmende Verwaltungsapparat ist am Fortschreiten.
Mit Blick auf die Zukunft kann man sagen: Das Gleichnis des einen für das andere besagt, es wird hier enger. Der jetzige Zustand der Gesellschaft wird starrer, der Wohlstand wird abnehmen, die Angst wird größer.
Auf eine Art ist es tröstlich: Jeder hat einen Platz: alles hat seinen Sinn.
Auch man selbst ist so hineingebetet.
Auch die Gen-Forschung besagt nichts Neues: Es wird vielleicht gesehen, welche Ausstattung es gibt, was bewirkt wird von wem; aber es gibt nicht den Hinweis, warum etwas so bewirkt.
Der Platz, die Ausstattung wird näher definiert; aber die grundlegende Erklärung fehlt weiterhin:
Warum braucht diese Pflanze diesen Platz, jene einen anderen?
Warum gibt es so viele Völker?
Wohin geht das Leben?
Die grundlegendste Frage bleibt sowieso verborgen: Wer hat den Platz bestimmt, wer hat die Ausstattung vorgegeben?
25.9.2000 Rainer Truöl